(tb) Für ihre Geschäftskunden möchte die Deutsche Post im kommenden Jahr ein neues Preissystem einführen. Dieses basiert zwar auf den Entgelten, die auch für Privatkunden gelten, ebenso für kleine Unternehmer, die keine besonderen Konditionen bei der Post genießen. Doch plant die Post ein Staffelung der Entgelte entlang der Beförderungsdauer.

Räumen die Auflieferer dem Konzern mehr Zeit für den Transport und die Zustellung ein, sollen sie im Gegenzug einen höheren Nachlass auf das Porto erhalten. Nehmen Großkunden diesen Zusatzrabatt in Anspruch, sinke ihr Porto pro Brief sogar auf den vor der Portoanhebung vom 1. Januar dieses Jahres geltenden Wert von beispielsweise 80 Cent für den Standardbrief.

Indirekt führt die Deutsche Post somit zumindest für Geschäftskunden die aus anderen Ländern bereits bekannte Trennung nach A- und B-Post ein, also sofort beförderten, teureren Sendungen und später zugestellten, preisermäßigten Sendungen. Dies kann für die Kunden attraktiv sein, da nicht jeder Brief einen Tag nach der Aufgabe eintreffen muss. Die Ankündigung, den fälligen Jahresbeitrag zur Hausratsversicherung in vier Wochen abzubuchen, kann beispielsweise etwas länger unterwegs sein als der Bescheid nach einer Schadensmeldung. Die Zustellung einen Tag nach dem Einlieferungstag, auch bekannt unter der Formel „E plus eins“, verspricht die Deutsche Post ihren Geschäftskunden für 80 Prozent der Tagespost; gezwungen ist sie dazu nicht, da die Vorgaben der Bundesnetzagentur zu den Laufzeiten nur für Sendungen von Privatkunden und kleinen Geschäftsleuten gelten.

Die Regulierungsbehörde kann in die neue Preisgestaltung zunächst einmal nicht eingreifen. Sie genehmigt nur die allgemeinen Portosätze vorab. Erst im Nachhinein darf sie die Geschäftsbeziehungen der Deutschen Post mit ihren Geschäftskunden untersuchen, wobei die Aufsicht auf die Verhinderung des Missbauchs der marktbeherrschenden Stellung beschränkt ist. Kontrollieren kann die Bundesnetzagentur, ob es die Preise der Deutschen Post effizient arbeitenden Wettbewerbern erlauben, eine ausreichende Marge zu erwirtschaften. Genau dies könnte sich aber als Knackpunkt erweisen, denn die meisten Konkurrenten erzielen ihre höhere Effizienz durch längere Laufzeiten.

Wenn Briefe innerhalb einer Stadt drei oder gar fünf Tag unterwegs sind, ist dies logistisch einfacher zu bewältigen als eine Zustellung am Tag nach der Einlieferung, beispielsweise durch eine gleichmäßigere Auslastung der Kapazitäten im Briefnetz. Mit der Trennung in A- und B-Post übernimmt die Deutsche Post zumindest für Geschäftskunden teilweise das Geschäftsmodell ihrer Wettbewerber, die man traditionell den B-Posten zurechnen kann. Gespannt darf man daher verfolgen, wie die Bundesnetzagentur die Entgelte nach dem Zusatzrabatt unter Berücksichtigung der Strukturen der Deutschen Post und ihrer Konkurrenten einstuft. Beobachter munkeln bereits, die Behörde könne der Deutschen Post einen Mindestpreis pro Sendung auferlegen, der aber in jedem Falle unter den normalen Portosätzen liegen werde.