Am 8. März 1956 entdeckte eine Inspektorin bei der Hauptpost in Santiago auf frankierten Briefen Marken zu 50 Pesos, deren Farbe ihr verdächtig vorkam.

Eine umgehende Nachforschung ergab, dass diese Marken sämtlich vom gleichen Postschalter stammten. Die Postbeamtin wurde sofort vom Dienst suspendiert, strafrechtliche Ermittlungen wurden eingeleitet.

Zweifelsfrei wurde festgestellt, dass die vorgefundenen Marken zu 50 Pesos Fälschungen waren. Gegen die Postbeamtin und drei Männer, darunter ihr Ehemann, wurde ein Strafverfahren geführt. Letztlich wurden aber alle sowohl in erster als auch in zweiter Instanz aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Insgesamt kann man von folgendem Sachverhalt ausgehen: Es wurden insgesamt 3000 gefälschte Marken (60 Bogen zu 50 Stück) hergestellt. Davon wurden ca. 1500 Stück ab Mitte November 1955 bis zur Aufdeckung des Betrugs im März 1956 zur Frankierung von Auslandspost benutzt. Die Beamtin klebte die gefälschten Marken auf die Briefe und steckte das eingenommene Geld ein. Eine Abgabe dieser Marken an Postkunden wurde tunlichst vermieden.

Seit vielen Jahren ist im MICHEL-Katalog vermerkt, dass es diese Fälschung zum Schaden der Post gibt. Doch woran erkennt man sie? Dieser Beitrag soll eine Hilfestellung geben.


Die Postfälschung

Druck

Die echten Marken sind in Stichtiefdruck hergestellt. Hingegen wurde für die Fälschungen das Steindruckverfahren (Lithographie) genutzt. Das Druckbild der gefälschten Marken ist verschwommener. Am besten lässt sich die Fälschung bei der Inschrift am Markenunterrand erkennen. Ebenso sind die Konturen des Flugzeugs bei den Originalen exakt gezogen, während die Postfälschung Unregelmäßigkeiten des Umrisses zeigt.

Farbe

Die Farbe der Postfälschung orientiert sich an der MICHEL-Nummer D 347 b, ist aber blasser. Zähnung Die originale Zähnung ist K 14. Demgegenüber ist die Zähnung der Fälschungen unregelmäßig, zwischen 13½ und 14¼; Stücke mit gleicher Zähnung an allen vier Seiten sind bislang nicht bekannt.

Stempel

Die gefälschten Marken wurden ausschließlich in der Hauptpost von Santiago verwendet; Stempel anderer Orte können nicht vorkommen. Sofern erkennbare Daten vorhanden sind, liegen sie in dem Zeitraum Mitte November 1955 bis März 1956. Allerdings finden sich oft nur Stempelfragmente, und manchmal sind die Marken überhaupt nicht entwertet.

Diese Abbildung zeigt zwei Postfälschungen, die einst als Paar auf demselben Brief klebten. Deutlich erkennbar ist noch das Datum MAR 56 11H (März 1956).

Literatur: Alvaro Bonilla Lara. La falsificación de los sellos aéreos, Chile Filatélico N° 136. Dezember 1959

Autor: Jörg Maier, AIEP