(tb) Zum 1. Juli strich die Deutsche Post ein im internationalen Verkehr wichtiges Angebot aus dem Sortiment. Der auf dem Weltpostkongress 1906 in Rom beschlossene und zum 1. Oktober 1907 eingeführte Internationale Antwortschein (IAS) war zuletzt am 30. Juni erhältlich. Dies aber nur im Internet – über ihre Filialen verkaufte die Deutsche Post schon seit Jahren keine IAS mehr, auch nicht über ausgewählte Filialen. Damit besteht für deutsche Absender keine postalische Möglichkeit mehr, dem Empfänger das Porto für eine Antwort im Voraus zu bezahlen, den recht unwahrscheinlichen Fall, dass jemand Briefmarken aus dem anderen Land vorhält, einmal ausgenommen.
Die Deutsche Post begründet die Streichung mit der mangelnden Nachfrage. Tatsächlich zählten IAS seit jeher zu den Nischenprodukten. Die Mehrzahl der nicht philatelistisch vorbelasteten Postkunden dürfte IAS nie gekannt haben. Mit der Abschaffung des Schalterverkaufs entfiel auch die Möglichkeit, im direkten Kontakt zum Post-Mitarbeiter den IAS, gewissermaßen eine international gültige Briefmarke, kennen zu lernen.
Bereits verkaufte IAS bleiben bis zum 31. Dezember 2026 gültig. Das entspricht dem auf der aktuellen Ausgabe Abidjan angegebenen Datum. Im Inland löst die Deutsche Post weiterhin IAS ein. Dazu ist sie laut Weltpostvertrag auch verpflichtet – wie jedes Postunternehmen, das seinen Staat im Weltpostverein vertritt. Der Weltpostvertrag enthält aber keine Vorgabe, IAS auch selbst zu verkaufen. Zuletzt praktizierte die Deutsche Post der DDR dies. Bewohner des Landes konnten IAS in den Postämtern einlösen, aber keine selbst erwerben. Der Hintergrund lag im steten Devisenmangel der DDR. Gegenüber dem Weltpostverein hätte die Deutsche Post die gegen Mark der DDR, eine reine Binnenwährung, verkauften IAS in wertbeständigem Geld abrechnen müssen.