Wie viele große deutsche Städte litt auch das Ballungszentrum im östlichen Ruhrgebiet in den 1960er-Jahren unter dem stetig zunehmenden Verkehrsaufkommen. Nach langem Abwägen und aufwändigen technischen Planungen beschloss der Stadtrat im September 1968 den Bau der Dortmunder Stadtbahn, mit der ein Großteil des innerstädtischen Verkehrs unter die Erdoberfläche verlegt werden sollte.

Vorbild für das Mammutprojekt war die U-Bahn in Leningrad, heute St. Petersburg, deren Stammstrecken im Stadtzentrum ein Dreieck mit Verknüpfungsbahnhöfen bilden, sodass es in Dortmund möglich ist, durch einmaliges Umsteigen alle Punkte des Liniennetzes zu erreichen. Am 22. Oktober 1969 wurde mit dem Bau der Stadtbahn begonnen. Heute umfasst das Schienennetz, das sowohl unter- als auch oberirdisch verläuft, insgesamt 75 Kilometer, auf denen acht Linien unterwegs sind, die über 120 Haltepunkte anfahren.

In Dortmund gleicht keine Haltestelle der anderen, vor allem die unterirdischen setzen architektonische Akzente. Dies gilt auch für die dreigeschossige U-Bahn-Station Reinoldikirche, die unweit der namensgebenden evangelischen Kirche St. Reinoldi im Dortmunder Stadtzentrum liegt und zu den drei Kreuzungsbahnhöfen gehört. Schon der Haupteingang, ein 60 Meter hoher Stahlpylon, an dem eine 49 Meter hohe, an ein Zelt erinnernde Dachkonstruktion aufgehängt ist, wirkt beeindruckend. Schaut der Fahrgast von dort oben hinunter in die Haltestelle, so eröffnet sich ihm jene beinahe schwindelerregende Perspektive, die auf dem Sonderpostwertzeichen zu sehen ist: Zwei Aufzüge und eine Wendeltreppe führen zur Verteilerebene und den beiden Bahnsteigebenen hinab. Die hellen Wandfliesen, die Säulen und teilweise bogenförmigen Stützkonstruktionen der U-Bahn-Station nehmen auf die Sandsteinmauern und die Architektur von St. Reinoldi Bezug. Auch etwa 20 Stahltafeln mit sakralen Motiven stellen die Verbindung zur nahegelegenen Kirche her.

Das Leipziger S-Bahn-Netz, das 1969 als Stadtschnellbahn Leipzig in Betrieb genommen und in den folgenden Jahrzehnten stetig erweitert wurde, verläuft dagegen überwiegend oberirdisch. Doch das Herzstück, der im Dezember 2013 nach zehnjähriger Bauzeit eröffnete City-Tunnel, besitzt vier unterirdische S-Bahn-Stationen. Die Planungen für den zweigleisigen Tunnel, der die Leipziger Innenstadt in bis zu 22 Metern Tiefe unterquert und den nördlich gelegenen Hauptbahnhof mit dem Süden der Stadt verbindet, begannen in den 1990er-Jahren. Überlegungen zu Bauvorhaben, mit denen das Zentrum der sächsischen Großstadt vom Verkehr entlastet und besser an das Umland angeschlossen werden sollten, reichen allerdings bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Heute verkehren im City-Tunnel je nach Zählung sechs beziehungsweise sieben S-Bahn-Linien; bei Baustellen oder kurzfristigen Umleitungen können ihn auch Züge des Fernverkehrs durchfahren, die am Leipziger Hauptbahnhof halten.

Die Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz ist eine der unterirdischen S-Bahn-Stationen im City-Tunnel. Sie befindet sich in 20 Metern Tiefe unter dem nach dem deutschen Gewerkschafter und sozialdemokratischen Politiker Wilhelm Leuschner benannten Platz am südlichen Rand der Innenstadt. Von den beiden Zugangsbauten führen zweistufige Fahrund feste Treppen zur Bahnsteighalle und zum leicht geschwungenen Inselbahnsteig hinab. Decke und Wände der imposanten, 15 Meter hohen und 20 Meter breiten Halle, die ohne sichtbare Stützen auskommt, bestehen komplett aus großformatigen, halbtransparenten Fertigelementen aus Sichtbetonrahmen und jeweils 12 x 12 Glasbausteinen, die von hinten beleuchtet werden, sodass der Eindruck von Tageslicht entsteht.

Erstausgabetag: 6. April 2023

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